Wie die Haut an einem Menschen klebt / So klebt der Schmerz an mir!
Lied-Text von Anohni aus der Oper:
„Live and death of Maria Abramović“ von Bob Wilson
Marina Abramović schneidet sich mit einer Rasierklinge, peitscht sich aus, legt sich auf Eisblöcke.
Marina Abramović reinszeniert Situationen, die für sie unerträglich waren. Und das Publikum schaut zu! Marina Abramović macht ihren Schmerz zum Thema der Szene.
Ihr Körper ist der Ort, an dem ihre Gefühle Realität werden.
Was geschieht? Archaische Affekte wie Ohnmacht, Angst, Hass, Wut, Neid, Begehren werden als Schmerz zu einem körperlichen Ereignis. Reize lösen neuronale Muster aus, aktivieren ein Handeln ohne Bewusstsein (Mertens, 2013, S. 818) und diese Muster repräsentieren frühe Erfahrungen des Körpers.
Ich möchte den Ansatz von Marianne Leuzinger-Bohleber (Leuzinger-Bohleber, 2014) weiterdenken. Ich folge der Frage, wie diese körpernahen Erinnerungen (Engelhardt, 2021b, S. 43) in den Ausdrucksmöglichkeiten des Körpers ihre zeichenhaften Entsprechungen erhalten und für eine Kommunikation des Subjektes mit anderen Subjekten und sich selbst nd der Gesellschaft zur Verfügung stehen. Wie wird die Sprache des Körpers (Engelhardt, 2021b, S. 436) von Marina Abramović erprobt und untersucht, um sie anders nutzen und »Neues« denken zu können.
Stephan Engelhardt: Mag. art. Dr. phil., Psychotherapeut für KIP, Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche, Kunst- & Theater-Pädagoge, Regisseure, in freie Praxis, Wien. E-Mail: stephan_engelhardt@aon.at
Publikationen (Auswahl):
2022 Die Szenen der Gewalt und ihre Wahrnehmung – im Bild Caravaggios und in der Performance Marina Abramović ́s – eine Gegenüberstellung, in: Hrsg. Pflichthofer D., Ermann M., Kamm H., Dreher A.U., Körner J., Lamparter U., Staats H., Storck T., Forum der Psychoanalyse, Ausgabe 4, Heidelberg: Springer Medizin Verlag Theater als Auftrag, in: Theater.Pädagogik.Schule – Theater zwischen Theorie und Praxis, Schulhefte 187, Studien Verlag Innsbruck 2021b Szene des Begehrens – Das Kunstwerk als intersubjektiver Spielraum libidinöser Projektionen, Gießen: Psychosozialverlag, 2021a Die Familie als Szene des Begehrens, Imagination (Bde. II) Wien Facultas Verlag 2019 Hamletmaschine – die performative Szene als Verbindung zwischen darstellenden Personen und literarischem Text, in: Spiel & Theater, (Bde. 204)